Bodenerschöpfung JEDE Landwirtschaft laugt über kurz oder lang die Böden aus. Eiweiß degradiert und re-mineralisiert, Mineralien werden davongeweht, ausgelöst und fortgeschwemmt. Sobald eines der notwendigen Stoffe einen kritischen Grenzwert unterschreitet, fällt der Ernteertrag, und zwar plötzlich, irreversibel, dauerhaft und mit einer nur geringen Vorwarnzeit von vielleicht 1-2 Jahren; die Bevölkerung, welche grundsätzlich immer so groß ist, daß sie alle vorhandene Nahrung aufbraucht, steht schlagartig und unwiderruflich vor eine Hungerkatastrophe mit anschließenden Kollaps, die nur kurzfristig durch Eroberung, Auswanderung, Krieg oder dergleichen gemildert werden kann. Wie lange dieser Prozeß der Auslaugung, die von dem ersten Tag an beginnt, bis zum erreichen des kritischen Schwellenwertes benötigt, hängt von den Umständen ab, manchmal dauert es nur einige Jahre, manchmal einige Jahrhunderte, länger jedoch nie. Sollte Landwirtschaft über diesen Zeitraum darüber hinaus auf einem bestimmtem Flecken Erde dauerhaft betrieben werden, so muß ein Gleichgewicht hergestellt werden zwischen Ressourcenverbrauch und Ressourcenauffüllung, durch Kunstdünger oder den Eintrag von Mineralien über Wind, Wasser oder Vulkanausbrüche. Moderne Landwirtschaft ersetzt den Eintrag aus natürlichen Quellen durch den von Menschenhand und ist deshalb in der Lage überall Nahrung zu erzeugen, auch außerhalb der Erde. Es muß nur genügend Wasser, Wärme und Licht vorhanden sein. Erstaunliche Mengen Wasser. Besonders empfindlich trifft ein dauerhafter Ernteeinbruch eine Stadtbevölkerung, da die Nahrungsmittel ja auch noch über weite Strecken zu ihr hin transportiert werden müssen, was weitere Verluste und Kosten beinhaltet. Viel wichtiger ist jedoch, daß eine Stadt immer erst dann entsteht, wenn Überschüsse erwirtschaftet und aufgesaugt werden können; kann sich die Landbevölkerung nur selbst ernähren, entsteht keine Stadt - womit auch. Zwar kann eine von den landwirtschaftlichen Überschüssen lebende Stadtbevölkerung, wie auch eine bäuerliche, durch geschickte Vorratshaltung ein oder zwei wetter- oder ereignisbedingte Mißernten überstehen; eine Ernteminderung durch Bodendegradation (vielmehr durch Aufbrauchen der im Boden gespeicherten Vorräte an Mineralien oder Wasser), die von dem Zeitpunkt an ja dauerhaft ist und sich stetig ausweitet, ist zuerst für die Stadt, dann für die Landbevölkerung das Todesurteil. Sie reduziert sie durch Hunger und Hungerkriege bis auf das Maß, das von dem Neueintrag ernährt werden kann, der Jahr für Jahr in den Boden neu eingebracht wird. Wir leben nicht nur beim Öl von Jahrmillionenalten Vorräten. Ein "zurück auf das Land", d. h. eine Politik der Selbsternährung, ist für die Stadt- wie für die Landbevölkerung deshalb bei aller Mühe ein Gang in den gemeinsamen Hungertod, wenn diese Vorräte einmal aufgebraucht sind. Stadt UND Land leeren sich dann wie ein Geisterschiff, dessen Besatzung auf offener See verhungert und verdurstet ist.