Kolumbus ¯¯¯¯¯¯¯¯ Christopherus Columbus oder Kolumbus (ein um das Mittelmeer herum recht häufiger Name, je nach der Gegend Colón, Colom, Colombo, Coullon... ), geboren 1451 als Sohn eines genueser Wollwebers, arbeitete bis zu seinem 22. Lebensjahr selber wie und vermutlich sogar bei seinem Vater als Wollweber und Gastwirt in Genua und Savona... es gibt Hinweise darauf, daß er teilweise jüdischer Abstammung war und dadurch zu seiner kartographischen Ausbildung kam, obwohl er erst sehr spät lesen und schreiben lernte. Seine Jugend verbrachte er auf dem Wasser der Italienischen Westküste vor Genua - schon damals also hatte er der Blick nach Westen. Später, noch weiter westlich, in Lissabon, übte er eine Zeitlang den Beruf des Kartographen (Zeichners von Seekarten) aus und arbeitet dort wohl nebenbei seine Idee aus. Nebenbei arbeitete er als Buchhändler (es waren die erste Jahre des Buchdruckes, hauptsächlich von wissenschaftlichen Texten) und so kam er, obwohl er erst in seinen Zwanzigern in Lissabon lesen und schreiben lernte, an die neuesten Informationen. Er besorgte sich selber einige Bücher (damals eine teure Rarität), so die Reisebeschreibungen des Marco Polo sowie das geographische Lehrbuch eines gewissen Kardinals Pierre d'Ailly, in dem die Kugelgestalt der Erde beschrieben und in dem für jedes Land seine (angenommenen oder bekannten) Bodenschätze und Handelswaren notiert waren, die man sich wohl mit der Überlegenheit der christlich-europäischen Waffen holen könnte, wenn man erst einmal einen schnellen, sichern und bequemen Weg dorthin gefunden hatte. Europa war schon damals unersättlich, und diese Politik wurde dann ja auch im neu entdeckten Amerika und einige hundert Jahr später in Indien und China konsequent durchgesetzt. Kolumbus folgte d'Aillys falschen Einschätzung von dem Umfang der Erde und den Ausmaßen Asiens, die sich mit den Beschreibungen Marco Polos zu decken schienen (zu Lande erscheint jeder Weg weiter als er zur See... ), welche die Erde zu klein und Asien zu groß darstellte. (Etwa um 1200 beherrschten die Mongolen Zentralasien und schufen eine Verbindung zwischen China und Europa. Als ihr Reich zerfiel, zerbrach diese Verbindung - das Wissen um einander ging verloren. Nur wenige Handelsreisende wie Marco Polo griffen die alte Verbindung wieder auf.) Zusammen mit den vagen Berichten eines erreichbaren Kontinentes im Westen, die Kolumbus von den Nachkommen der Wikinger und dortigen Seefahrern in Island aufschnappte, riefen sie in ihm die feste Überzeugung hervor, Asien sei nach Westen in wenigen Wochen zu erreichen. Die offiziellen portugiesischen Stellen, die von Portugals Westküste aus ihre Expeditionen um Afrika herum nach Osten fahren ließen, und welche die alten arabischen und griechischen, sogar recht genauen Bestimmungen des Erdumfanges kannten, lehnten das -zu recht- als irrige Meinung ab. Kolumbus aber wußte von den Isländern, was jene nicht akzeptierten: es gab dort im Westen in erreichbarer Nähe Land- und das konnte nur Asien sein. Selten war eine Täuschung grandioser. Die Ostküste Amerikas entspricht in ihrer Form tatsächlich in etwa der Ostküste Asiens - und das nicht durch Zufall. Seine Vorstellungen schienen sogar durch die Berechnungen arabischer Astronomen gestützt zu werden- allerdings nur deswegen, weil die italienische nur etwa 2/3 der arabischen Meile betrug. Kolumbus fuhr seit seiner Jugend zur See und war tatsächlich ein hervorragende Seemann und Kartograph. Nach Portugal war er erstmalig gekommen, als er auf einem genuesischen Handelsschiff von Italien aus nach Westen in Richtung England fuhr, das jenseits von Gibraltar in eine Schlacht mit Franzosen geriet und danach in einen portugiesischen Hafen ansteuern mußte. Von da aus segelte er als Teil der Schiffsbesatzung weiter nach England und danach -1477- noch weiter nördlich und westlich nach Island und wieder zurück nach Portugal. 1478 dann arbeitete er südlich von Portugal auf Madeira als Zuckereinkäufer. Er heiratete in eine vornehme portugiesische Familie ein, die mit dem portugiesischen Königshaus verschwägert war und eine Erbstatthalterschaft der kleinen Insel Porto Santo bei Madeira innehatte. 1477-84 fuhr er zur See, später im Dienste der Portugiesen südlich und östlich um Afrika herum: 1477 in Island, 1478 auf Madeira, 1482 und 1484 an der Goldküste in Afrika. Noch weiter westlich im Atlantik, auf den Azoren, die auch zu Portugal gehörten, lernte Kolumbus bei einem Aufenthalt den Nürnberger Geographen Martin Beheim (wie Kolumbus selbst Sohn eines Tuchhändlers und wohl auch zeitweise Buchdrucker oder -händler, aber von höherem Stand und gebildeter als dieser sowie acht Jahre jünger) kennen, der nicht nur später (1492, als Kolumbus bereits nach Westen fuhr) den ersten Welt- Globus herstellen ließ, der Kolumbus' Vorstellungen verkörperte, sondern damals schon, also vor Kolumbus an der Planung einer Fahrt über den Atlantik nach Westen nach Asien beteiligt war. Vermutlich 1482 oder 1484 war Martin Beheim, auch der "Martin aus Böhmen", wohl als Tuchhändler nach Portugal gekommen, war dort aber wegen seiner astronomischen oder mathematischen Kenntnisse zur Mitarbeit in der Navigationskunde am portugiesischen Königshof gewonnen worden; den Portugiesen, die den Äquator bei Westafrika nach Süden überquerten, fehlte der Polarstern als Fixpunkt. Beheim arbeitet mit an den Tafeln des Mathematikers und Astronomen Regiomontanus, die das Navigieren an Hand des Sonnenstandes mit Hilfe des sog. Jakobsstabes ermöglichte. Beides brachte er aus Nürnberg mit. Durch die Überquerung des Äquators war die Kugelgestalt der Erde den Portugiesen (und mit ihnen später Kolumbus) übrigens nicht nur theoretisch, sondern auch sinnlich begreifbar geworden; denn was eine Fahrt nach Süden, über den Äquator, von der Seefahrt nur in der nördlichen Hemisphäre hauptsächlich entlang der Breitengrade parallel zum Äquator unterscheidet, ist, daß man nicht nur einen neuen, unbekannten Sternenhimmel über sich hat, sondern daß auch der alte, bekannte allmählich vollständig unter dem nördlichen Horizont verschwindet. Beheim war seinerseits mit einem Erbstatthalter auf den Azoren verschwägert und hielt sich dort 1486 bis 1490 auf: sein Schwiegervater wurde Jobst van Hurten oder Hurter, flämischer Statthalter auf den Azoreninseln Fayal und Pico - Beheim hatte in den Niederlanden den Tuchhandel gelernt. Möglicherweise kannte er auf den Azoren auch einen andern späteren Statthalter, jenen João Vaz Corte-Real, der bereits im Jahre 1473 (also 20 Jahre vor Kolumbus' erster Amerikareise) von Portugal nach Island und Grönland geschickt worden war, um die Nordwest-Passage über den Pol nach Asien zu finden - tatsächlich auf einer Kugel die kürzeste Entfernung. Es gelang ihnen zwar nicht, aber Kolumbus, der nur vier Jahre später, 1477, in Island war (wozu?), wird davon gehört haben. Möglicherweise traf er sogar João Vaz Corte-Real dort und später wieder auf den Azoren, wo die Herren ihre private Atlantik-Überfahrt nach Westen vorbereiteten. Schließlich war es Beheim, der wie Kolumbus der Meinung war, das sei nur eine kurze Strecke. Man kann das auf seinem späteren Globus nachsehen. 1484, nach seiner letzten Afrikafahrt, legte Kolumbus sein Projekt den portugiesischen König Johann II vor. Seine Idee war es, nur mit Hilfe der (damals noch primitiven) nautischen Instrumente entlang des leicht zu bestimmenden Breitengrades nach Westen über das offene Meer nach Ostasien zu fahren. Es war an sich eine unglaublich mutige Idee, da niemand wußte, wie lange man hätte fahren müssen und welche See einen da erwartete. Die große Schwierigkeit, um nicht sagen Unmöglichkeit vor der Erfindung exakter Schiffsuhren, der Chronographen, war es, daß man auf hoher See (also außer Sicht von Land) zwar immer recht genau wußte, wie weit nördlich oder südlich man sich befand (Bestimmung des Breitengrades), aber nie, wie weit östlich oder westlich (Bestimmung des Längengrades). König Johann II (der Nachfolger von Heinrich dem Seefahrer) lehnte es ab, eine solche Expedition zu finanzieren- wenn auch nicht endgültig. Aber das Risiko und die Kosten waren aus kaufmännischer Sicht zu hoch. Man hätte die Expedition wohl von vornherein verloren geben müssen. Die Portugiesen betrieben aber Handelsschiffahrt mit Gewinnerwartung: sie fuhren die afrikanische Küste entlang nach Osten und brachten von jeder Fahrt etwas mit nach Hause: Gold, Elfenbein, Sklaven. Darüber hinaus wollten ja sowieso jene vermögenden Herren aus der nautischen Azoren-Runde, zu der auch jener Martin Beheim gehörte (und kurzzeitig eben auch Kolumbus), zwei davon namens Dulmos und Estreitos, die von Kolumbus als eigene Idee propagierte Fahrt auf eigene Kosten übernehmen (es stellt sich also in der Tat die Frage, wer hier wen beklaute). Ob es diese Herren wirklich von den Azoren aus auf eigene Faust versucht haben, ist unbekannt, allerdings waren sie, wenn sie es denn taten, wohl sehr schnell wieder da, weil die Azoren zwar von Europa aus sehr weit westlich liegen, westlicher als Island sogar, bereits auf der Höhe oder vielmehr westlichen Länge von Grönland, damit von Nord-Amerika (oder eben Nord-Asien, wie man damals vermutete), aber dummerweise zu weit nördlich und damit im Bereich der Westwinde und -ströme, die eine Fahrt nach Westen fast unmöglich machen - auch wenn ihre nördlich Lage den Weg über den Atlantik auf einer Erdkugel theoretisch verkürzt (der Weg, den Kolumbus wählte, fast entlang des Äquators, ist tatsächlich der allerlängste). Kolumbus dagegen wußte von seinen Afrika-Fahrten her, daß nur etwas weiter südlich, schon bei Madeira, sich die Strömungsverhältnisse umkehren, und ließ sich an Madeira und den (spanischen) Kanaren vorbei von der Passat-Strömung nach Westen treiben, wie später auch Thor Heyerdahl, und kehrte mit den Westwinden und dem Golfstrom über die Azoren zurück. DAS war sein Genie. Beheim war Geograph, er war Seemann. Nach der Ablehnung seines Antrages 1484 floh Kolumbus erst einmal aus Portugal über die Grenze ins Nachbarland Spanien; er hatte kein Geld, und vermutlich hatte er sich bereits bei der Vorbereitung des Antrages verschuldet; seine Frau, die seine Verbindung zum portugiesischen Königshaus gewesen war, war inzwischen gestorben. Vier Jahre später, im Jahre 1488, wandte er sich von Spanien aus, wo er und seine Brüder Bartholomäus und Jakob lebten, erneut an den König von Portugal und bat um die Finanzierung der Reise (vermutlich nach dem endgültigen Scheitern jener privatfinanzierten Azoren-Expedition). Doch kurz danach, im Dezember 1488, traf nun ausgerechnet Bartholomäus Diaz auf seiner Rückkehr von jenseits der Südspitze Afrikas in Portugal ein. Der östliche Seeweg nach Asien war gefunden und frei- warum sollte der portugiesische König also noch Geld in die Erforschung eines westlichen Seeweges nach Asien stecken, der nach den (korrekten) Berechnungen seiner Wissenschaftler ja mehr als den halben Erdumfang ausmachte, und somit wahrscheinlich unmöglich zu bewältigen war. Der Seeweg nach Osten war ja nun bekannt, und er befand sich in portugiesischer Hand, wenn auch mit dem durch Afrika erzwungenen Umweg genauso lang wie jener nach Westen und mühselig langsam. Afrika war ein Hindernis gewesen; östlich von Afrika begannen wieder bekannte Gewässer. Die Idee, Asien liege nur einen Katzensprung über den Atlantik, war nicht nur objektiv falsch - die Königlich Portugiesische Seefahrernation glaubte es auch nicht. Doch nicht nur deswegen unterließ es Kolumbus, trotz aller Zusicherung auf freies Geleit, persönlich nach Portugal zurückzukehren, um seinem Gesuch Nachdruck zu verleihen. Er wurde dort gesucht, nicht nur wegen seiner Schulden. Er war für die Portugiesen in Westafrika gewesen, er kannte also den Weg dorthin und war somit ein portugiesischer Geheimnisträger in einem fremden Land. Mit solchen Leuten machte der portugiesische König, wenn er sie denn erwischte, kurzen oder auch langen Prozess: er ließ ihnen beispielsweise den Mund zunähen und sie anschließend qualvoll töten- damit sie den Weg zu den Schätzen Afrikas und Asiens nicht verrieten. Das sprach sich herum. Er ließ entflohenen Seeleute übrigens auch und gerade in Spanien suchen; Kolumbus war also selbst in Spanien durchaus seines Lebens nicht mehr sicher - vor allem jetzt, da der Seeweg um Afrika herum anfangen könnte wirklich Geld abzuwerfen. Kolumbus hatte in Spanien jedoch persönliche Gönner und Beschützer, die seine Sache unterstützten -Spanien war ja von Seeweg nach Osten durch Portugal ausgeschlossen- und wandte sich deshalb bereits 1885, ein Jahr nach seiner Flucht aus Portugal, an das spanische Königshaus: sieben Jahre lang warb er dort hartnäckig und unbeirrt für seinen ja an sich faszinierenden Plan; auch wenn sie ihn dort für einen (wörtlich) armen Irren hielten. Irgendwann gaben sie nach. Portugal war ihr Nachbar; das arme, neu vereinte Spanien war weder See- noch Handelsmacht. Kolumbus hatte andererseits schon Fühlung mit den Königshäusern von Frankreich und England aufgenommen, und bevor die es machten... er verlangte ja nur wenig: drei Schiffe, ausgerüstet mit Mannschaften (wie immer teilweise aus Gefängnissen rekrutiert) und Proviant, gemietet oder überlassen auf ein Jahr. Für den Fall seines Erfolges aber, zumal für den abgerissenen Buchhändler und Hungerleider, der er zu dem Zeitpunkt nun einmal war, wollte er viel: Die Admiralswürde, einen Adelstitel, die Verwaltungshoheit der von ihm entdeckten Gebiete, ein fünftel des Gewinns, die Erbstatthalterschaft in den neuen Provinzen... sie sagten zu. Warum auch nicht? Es wäre ja eine zusätzliche Einnahme. Spanien hatte, anders als Portugal, als Landmacht von der Hochseefahrerei wenig Ahnung, es hatte in den Seeweg nach Indien -und mit Indien war Ostasien gemeint- noch nichts investiert und somit wenig zu verlieren. Kolumbus selber auch nicht: als er endlich losfuhr, nun als Kapitän, war er über vierzig und hatte vorher zeitweise bei den Bettelmönchen Unterschlupf finden müssen. Hinterher stritt sich das spanische Herrscherhaus allerdings mit Kolumbus um die Interpretation jener Zusagen, und verweigerte Kolumbus fast alles zugesagte, so daß seine Familie nach seinem Tod noch sehr lange prozessieren mußte. Er selber starb 1506 vergessen in Valladolid in Spanien, während um ihn herum Spanien durch ihn unermeßlich reich wurde. Ausgerechnet auf der Rückkehr von seiner ersten Expedition im März 1493, die seinen Triumph begründete, blies ihn jedoch ein Sturm an Spanien vorbei an die Küste Portugals, wo ihm mit zerfetzten Segeln und beschädigtem Schiff keine andere Wahl blieb, als sich der Gnade des portugiesischen Königs auszuliefern. Allerdings hatte er da -eben durch seinen Triumph- schon den Titel eines Spanischen (eigentlich Castilischen) Admirals erworben; das rettete ihm sein Leben. Ganz so blöd war er also doch nicht gewesen. Der König von Portugal, der größten Seefahrernation des damaligen Europas, mußte sich nun mit dem neuen Nachbarn Spanien über die Aufteilung der Welt einigen. Kurze Zeit später erreichte den portugiesischen König aus Nürnberg der Vorschlag des Nürnberger Kosmographen Hieronymus Münzer, Martin Beheim, der an Hand einer vorhandenen Weltkarte einen Globus fertiggestellt hatte und sich nun seiner (wenn auch falschen) Sache sicher war (er war 1490 wegen Erbschaftsangelegenheiten in seine Heimatstadt Nürnberg gereist), auf eine erneute Expedition nach Westen zu schicken. Schließlich hatte der Globus auch die Nürnberger Kaufleute überzeugt. Belegt ist jedoch, daß schon 15 Jahre vor ihm in Rom im Auftrag des Papstes Globen angefertigt wurden. Doch zu spät! Beheim starb völlig verarmt in Lissabon 1507 im Deutschen Hospiz zu St. Bartholomäus, ein Jahr nach Kolumbus und ebenso vergessen. Er war 1494 (wie auch Münzer) nach Portugal zurückgekehrt, doch als König Johann (João) II. von Portugal ein Jahr später selbst starb, verlor er seinen Posten am portugiesischen Königshof. Erst 500 Jahre später erklärt der Vatikan öffentlich: Ja, wir akzeptieren es jetzt: die Welt ist eine Kugel. Das Gold Südamerikas füllte ab 1500 die spanische Staats- und Kriegskasse, die spanische Armee war dadurch über hundert Jahre lang der Schrecken Europas und der Südamerikas, während Spanien selbst von nichts anderem lebte und daran letztendlich zugrunde ging. Kolumbus aber, oder, auf Spanisch, Christobal Colón, war in der Karibik der erste Kolonist oder Colonist, der nicht nur Sachen einführte, sondern Menschen aus Europa und Afrika) ausführte. Heil Dir Columbus, sei gepriesen Sei hochgeehrt in Ewigkeit Du hast uns einen Weg gewiesen Der uns aus harter Dienstbarkeit Erretten kann, wenn man es wagt Und seinem Vaterland entsagt ( Gedicht eines deutschen Auswanderers, für das er 1830 in Deutschland verhaftet wurde) Kolumbus in Theorie und Praxis ¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯¯ Die Tat Kolumbus segelte 1492 in 3 Monaten nach Amerika, indem er den Atlantik nach Westen überquerte. Er behauptete bis an sein Lebensende, das sei Indien. Er hätte auch gar nichts anderes sagen dürfen, denn so lautete ja sein Auftrag, dessen Finanzierung er sich mit kühnen Behauptungen und der Aussicht von sagenhaften Gewinnen ergattert hatte. Wenn das, was er da entdeckt hatte, gar nicht Indien war, dann hatte Kolumbus ein Problem: er hatte seinen Vertrag nicht erfüllt, und auf solche Lügner, Versager, Betrüger und Hochstapler war man am spanischen Königshof gar nicht gut zu sprechen, und man ging nicht sanft mit denen um, die es sich mit dem spanischen Königshaus verdarben. Das wußte er. Spanien war eine Militärmacht, wie später die unglücklichen Indios zu spüren bekamen, an denen sich die Spanier für den Verlust von Indien, vielmehr Ostasien - das dann doch zuerst den Portuguiesen zufiel - schadlos hielten. Auch wenn er vielleicht seinen Fehler bemerkt hat, -daß er sich nämlich anscheinend doch verrechnet hatte- so hat er sich wohl gehütet, das zu auch zuzugeben und hat bis zum Schluß behauptet, das sei seiner Meinung nach Indien, um seinen Kopf aus der Schlinge zu halten. Genutzt hat es ihm nichts. Er starb im Gefängnis, nachdem alle Ausflüchte nichts mehr halfen, auch nicht die panischen auf das Meer hinaus. Er war zu alt geworden, um noch länger davonzulaufen, und die Spanier hatten aus ihrer Sicht auch das letzte aus ihm herausgepreßt. Also machten sie ihm den Prozeß, nachdem sie ihn mißmutig gezwungen hatten, die neue Welt -die sich ja sehr schnell als diese herausstellte, auch die Spanier hatten gute Kartographen- mit allem Möglichen zu kolonialisieren und sich nach einem Vergleich vor der damaligen höchsten internationalen Instanz -dem Vatikan- die Welt mit Portugal teilen mußten. Die Theorie Der Seeweg nach Indien -und damit als theoretische Grundlage die endgültige Annahme der Kugelgestalt der Erde- waren DAS Thema der damaligen Zeit, bis in die höchsten Universitäten und politischen Gremien hinein, ähnlich der Astronomie und Raumfahrt in den Sechzigern des vorigen Jahrhunderts. Die Portugiesen als Konkurrenten der Spanier haben Kolumbus wohl nicht nur deshalb abgewiesen, weil sie sich sicher waren, daß er mit seinen Berechnungen falsch lag -was ja auch stimmte-, nein, sie waren mit ihren eigenen Weltumsegelungsplänen beschäftigt. Es war wie der Wettlauf zum Mond: der bessere gewinnt; Ruhm, Ehre und viel, viel Geld. Zumindest in der Theorie. Für die Landbevölkerung- welche weitaus die Mehrheit darstellte- war damals natürlich die Idee von der Kugelgestalt der Erde so praxisfern und unbegreiflich wie heute die Relativitätstheorie; man sieht ja an jedem Standort auf der Erde (und dem Wasser) immer nur einen flachen Kreis, den kaum einer damals verließ, außer in der Not. Auch die Portugiesen waren ja dabei, eine Expedition nach Indien Auszurüsten, aber nicht wild ins Blaue hinein mit irgendwelchen unbewiesenen Annahmen im Kopf, sondern langsam, mit allergrößter Sorgfalt Schritt für Schritt und auf gesammelter Erfahrung (im wahrsten Sinne des Wortes) beruhend. Sie hatten sich nach und nach das Wissen der Araber über den Indischen Ozean zwischen Ostafrika und Westindien angeeignet und sich langsam an der Westküste von Afrika nach Süden hinabgetastet. Die Frage war nur noch, ob es ein Südkap von Afrika gab, das man umschiffen konnte; danach wäre der Weg nach Osten und damit nach Indien frei und relativ bekannt. Fünf Jahre nach Kolumbus' verlorener Expedition nach Westen, von der er triumphierend zurückkehrte mit der Behauptung, er habe Indien erreicht -was in den Augen der portugiesischen Geographen und Mathematiker auf gar keinen Fall stimmen konnte- setzte sich also Vasco da Gama unter portugiesischer Flagge 1498 nach Osten in Bewegung und erreichte nach 10 Monaten tatsächlich das tatsächliche, nicht etwa das heutige "Westindien", was auch bewiesen werden konnte (was Kolumbus entdeckt hatte, hätte ja sowieso höchstens das später auch so genannte "Ostindien" sein können). Im Laufe der nächsten Jahrzehnte tasteten sich die Portugiesen dann immer weiter nach Osten bis an den Rand des Pazifik vor, 1517 erreichten sie China, dann Japan, wo sie die bis dahin unbekannten Feuerwaffen einführten mit einer einzigen Muskete, die tausendfach kopiert den japanischen Bürgerkrieg entschied. 1522 machte eine weitere spanische, (nicht portugiesische!) Expedition den wissenschaftlichen und technischen Triumph perfekt mit einer Weltumsegelung unter dem anfänglichen Kommando von Magellan (er kam unterwegs ums Leben) in westlicher Richtung, also Kolumbus' eigentlicher Idee, wenn auch diesmal an der richtigen Stelle, nämlich um die Südspitze Amerikas herum. Damit war alles bewiesen: der Seeweg nach Osten, der Seeweg nach Westen, und so auch die Kugelgestalt der Erde. Kopernikus, ein Zeitgenosse Magellans, dachte schon weiter, wagte aber nicht, seine Theorien und Berechnungen zu veröffentlichen. Es folgen Johannes Kepler, Tycho Brahe, Galileo Galilei und die endgültige Durchsetzung des neuen wissenschaftlichen Weltbildes, wenn auch erst vor Kurzem vom Vatikan anerkannt. Aber das war schon zu spät. 1517 nagelte Luther* seine Thesen an eine Kirchentür und bewirkte damit den Abfall weiter Teile der Welt vom Vatikan als oberster Instanz auf Erden. Die Aufteilung der Welt war damit dessen letzter großer weltlicher Akt und gleichzeitig der Abschied von weltlicher Macht. Während dieser Zeit rannten die Spanier immer weiter gegen die Landmasse von Amerika an, die ihnen den Weg nach Asien versperrte, bis sie schließlich 1513 die schmalste Stelle bei Panama fanden und so den Pazifik erreichten, 1527 entdeckten sie Hawaii, damit war der Pazifik von beiden Seiten halbwegs erfahren. Und sie hatten den Portugiesen die Alleinherrschaft über die Meere abgenommen. Kolumbus aber wurde vor Gericht gestellt und ins Gefängnis geworfen. Seine Söhne erhielten nichts. Es half ihm auch nichts, daß Amerika inzwischen ordentlich Gewinn abwarf. Er hatte ja nicht Amerika entdecken sollen, sondern Indien. Da er Indien nicht entdeckt hatte, konnten er und seine Familie auch keine Ansprüche stellen. ____________________________ * Martin Luther (ursprünglich: Martin Luder?) war übrigens nicht der erste, sondern einer der letzten der Reformatoren, der die Bibel in die Landessprache übersetzte und gegen die Dogmen und die monetäre Praxis der Katholischen Kirche, wie Landbesitz und Ablaßhandel, vorging; bereits etwa 140 Jahre vor ihm -und somit 100 Jahre vor der Entdeckung der neuen Welt durch Spanien und Portugal und der Aufteilung derselben durch die Kirche- tat dieses John Wiclif (1324-1384) in England, letztendlich mit ebenfalls durchschlagendem Erfolg. England war und blieb danach ein Problem der Katholischen Kirche und damit Spaniens. Daß die Kirche 1413 Wiclifs Schriften und 1428 seine Gebeine verbrennen ließ, half ihnen nichts. Luther verbereitete seine Lehren nur weiter nach Süden, somit in Richtung Rom, dem Hauptsitz der Katholischen Kirche, die sich u.a. dagegen mit der Entsendung spanischer Truppen wehrte. NB: Nicht nur Heinrich VIII (1509-47), Zeitgenosse Luthers (1483-1546) und anfänglich dessen Gegner, überwarf sich mit der katholische Kirche wegen deren strengen Ehegesetze (er setzte sie ab und gründete die anglikanische Kirche als Mischung von Katholizismus und Protestantismus mit sich selbst als Oberhaupt, um danach sechsmal zu heiraten), sondern auch Luther selbst hielt nicht viel davon. Er verhalf dem hessischen Landgraf Philipp dem Großmütigen (und dem geschlechtskranken, vermutlich dem syphilitischen) zu einer geheimen Doppel-Ehe, indem er ihn am 4. März 1540 heimlich mit seiner Geliebten traute- ein nach der damaligen Rechtsordnung auch mit dem Tode zu bestrafendes Verbrechen. 1455 druckte Gutenberg seine erste Bibel, das meistgelesenste Buch überhaupt und somit ein lohnendes Objekt. Da bauten die Azteken noch an ihren Pyramiden. Kurze Zeit später kamen die Spanier als böse Erfüllung einer alten Prophezeiung ins Land. Und das Gemetzel begann. Die überlebenden "Indios" schufteten bald als Leibeigene und Zwangsarbeiter in den Minen und gruben so einen Großteil des Goldes und des Silbers aus der heimatlichen Erde, das die Wirtschaft Europas in Gang brachte. Zuerst vornehmlich des katholischen Teils. Ein großer Teil davon landete sogar direkt im Besitz der katholischen Kirche, die damit u.a. ihre Kirchenhäuser schmückte. Ein Großteil des Grund und Bodens Europas befand sich übrigens damals ebenfalls in den Händen der katholischen Kirche. Das Plündern und Enteignen der katholischen Schatzkammern wurde daraufhin ein protestantischen Sport. Als Antwort überzogen die katholischen Streitkräfte Europa mit dem dreißigjährigen Krieg (1618-1648). Das geraubte südamerikanische Indio-Gold brachte auch Spanien langfristig kein Glück. 1702(?) überfielen die (protestantischen) Engländer und Holländer eine der reichsten spanischen Galeonenflotten und erbeuteten eine ungeheure Menge an südamerikanischen Gold und Silber. Das Ende der spanischen Vorherrschaft war nah. Der letzte Rest (ca.500t) des südamerikanischen Indio-Goldes in spanischem Besitz ging im zweiten Weltkrieg um 1936 herum insgeheim in die Sowjetunion, um Waffen für den spanischen Bürgerkrieg zu kaufen. Auf dem einst geraubten Gold lastete jedoch nach wie vor ein Fluch. Der spanische Bürgerkrieg ging für die Regierung verloren. Am Ende landete es in den USA, um dort Getreide zu kaufen. Die Sowjetunion ging letztendlich daran zugrunde. ************** (Daten u.a. aus: Arno Peters, Synchronoptische Weltgeschichte, Zweitausendeins Verlag, 2000 sowie Terra X, ARTE 21.07.01 und Ulrich Küntzel, Nervus Rerum, 1991)